Harvest Moon
Die Bauernhofsimulationsspielreihe "Harvest Moon" konnte sich über die Jahre hinweg mit ihren diversen Ablegern auf verschiedenen Systemen weltweit einen Namen machen. Angesichts seiner Popularität und des Erfolges war zu erwarten, dass die bislang nicht bedachten Handhelds und Konsolen ebenfalls irgendwann einen Titel aus dieser Serie spendiert bekommen. Mit "Harvest Moon: Innocent Life" für den PSP und "Harvest Moon DS" für den NDS sind bei uns in diesem Monat sogar gleich zwei Ableger für unterschiedliche Taschenformat-Systeme erschienen. Während aber die PSP-Version im Zeitplan blieb und recht zügig ihren Weg zu uns fand, wurde der europäische Erscheinungstermin für den NDS-Ableger immer wieder verschoben, so dass wir hierzulande erst jetzt - über zwei Jahre nach dem japanischen Release - in den Genuss des Titels gekommen sind. Und wie unterhaltsam sich so ein Leben als Farmer auf dem NDS gestaltet, erfahrt ihr in unserem Test.
Hexenprinzessin vs. Erntegöttin
Harvest Moon DSWeibliche Wesen können manchmal ganz schöne Biester sein - so wie in dem vorliegenden Fall die Hexenprinzessin des "Vergissmeinnicht"-Tals. Neidisch auf die Beliebtheit der Erntegöttin und super genervt von ihrem "Tadaaaa!" Auftritt, spricht sie einen Zauber aus, um ihr diesen Unfug auszutreiben. Doch der Spruch geht ordentlich daneben und so wird die Erntegöttin versteinert statt stumm geschaltet. Auch der zweite Versuch, mit dem die Hexenprinzessin ihren Fehler korrigieren wollte, geht schief und so landet die Ernteprinzessin zusammen mit 101 Erntewichteln in einer anderen Welt. Ausbaden darf diesen Schlamassel natürlich der Spieler. In der Rolle eines Bauern gilt es nun alle verschwundenen Wesen zu finden und so dem Tal seine Magie zurückzubringen.
Es ist alles eine Frage der Zeit
Harvest Moon DSUm diese Aufgabe zu bewerkstelligen muss man in einem "Harvest Moon" Spiel natürlich seinen eigenen Bauernhof aufbauen - und zwar mit allem Drum und Dran. Das heißt vom Ackerbau über Viehzucht bis zur Heirat mit einer holden Maid gibt es jede Menge verschiedener Sachen, die zum Farmerleben gehören und die man im Spiel erledigen muss, denn nur so tauchen die verschollenen Erntewichtel automatisch nach und nach wieder auf. Dabei nimmt jede Tätigkeit eine bestimmte Zeit in Anspruch und geht nicht einfach von heute auf morgen. Will man zum Bespiel das Herz einer Dame erobern, dann muss man sie über einen längeren Zeitraum umwerben, indem man ihr Geschenke macht. Als Simulationsspiel wartet der Titel natürlich mit einem Tag und Nacht Modus und der Angabe von Uhrzeit, Datum und Jahreszeit (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) auf - natürlich wird auch angezeigt, in welchem Spieljahr man sich befindet. Ein Monat hat dabei immer 30 Tage, sodass man im Jahr auf insgesamt 120 Tage kommt. Auch die Uhrzeit ist nicht in Echtzeit gehalten, da die Zeit im Spiel viel schneller vergeht als im echten Leben, wobei in geschlossenen Räumen die Uhr nicht mitläuft. Optisch bemerkbar machen sich sowohl die Tageszeiten als auch die vier Jahreszeiten. So ist bei schönem Wetter die Umgebung in der Früh bei Morgendämmerung zunächst grau, nach Sonnenaufgang bekommt man eine von der Sonne bestrahlte farbenfrohe Natur zu sehen und nach Sonnenuntergang schließlich senkt sich immer mehr und mehr die Dunkelheit über das Tal. Bei Regenwetter hingegen ist es den ganzen Tag über trist, grau und dunkel. Auch die Jahreszeiten mit frisch sprießender Natur im Frühling, sehr sonnigem, trockenen Sommer, verfärbten Bäumen im Herbst und schneebedeckten Landschaften im Winter sind optisch passend dargestellt worden.
Der Erntewichtelsender
Harvest Moon DSDoch bevor man sich überhaupt ins Spiel stürzen kann, gilt es zunächst für den Farmer, den Hund, die Katze und das Bauernhof einen Namen auszusuchen. Ist das erledigt, bekommt ihr dank dem Bürgermeister und Kanal 8 des Erntewichtelsenders einige wichtige Infos zum Spielprinzip. Somit können sich auch Neulinge, die noch nie zuvor einen "Harvest Moon" Titel gezockt haben, recht schnell in diesem Spiel zurechtfinden. Des Weiteren wird man im Laufe der Simulation mit weiteren Fernsehkanälen, wie zum Beispiel einem TV-Shopping Kanal oder Infokanal zu den im Tal stattfinden Feierlichkeiten, nach und nach versorgt. Da man als Farmer außerdem immer das Wetter gut im Auge behalten muss, hat man darüber hinaus gleich von Anfang an einen Wetterkanal, den man sich jeden Tag anschauen sollte, um nicht eine böse Überraschung zu erleben. Denn ab und an gibt es so schweres Unwetter, dass man nicht rausgehen kann und somit auch nicht in der Lage ist, die Tiere in Sicherheit zu bringen.
Der Ackerbau
Harvest Moon DSJeder fängt mal klein an und das gilt auch für eure Spielfigur in "Harvest Moon DS". Am Anfang ist dieser nämlich außer mit Haus, Grundstück, zwei Haustieren und den für einen Farmer notwendigen Grundwerkzeugen wie Hacke, Hammer, Gießkanne, Sichel und Axt, die sich alle in seinem Rucksack befinden, zusätzlich nur mit ein wenig Startkapital ausgestattet. Dieses Geld sollte man dann zum Kauf von Saatgut verwenden, damit man mit der Ernte sein Lebensunterhalt bestreiten und später dann den Besitz um zum Beispiel andere Tiere wie Kühe, Schafe oder Lagerhäuser für Stein und Holz erweitern kann. Anpflanzen kann man die Samen auf bestimmten Feldern, aber nicht nur auf dem eigenen Gut, sondern überall im Tal an Stellen, die braun markiert und nicht zu übersehen sind. Der Anbau läuft dabei immer nach demselben Schema ab: erst gilt es den Boden mit der Hacke zu bestellen, dann streut man über die Felder die Samen aus und zu guter Letzt muss man den bepflanzten Boden bewässern. Und dann heißt es einige Tage abwarten, dabei jeden Tag einmal die Pflanzen gießen, bis man die Früchte abernten und verkaufen kann. Wie lange der Reifeprozess dabei dauert hängt zum einen von der Qualität des Bodens und zum anderen davon ab, welchen Samen man angebaut hat. So wachsen beispielsweise Tomaten schneller als Mais oder Kürbisse, wobei man nicht alle Samen in jeder Jahreszeit bekommen kann. Auch Bäume kann man anbauen, doch diese brauchen eine lange Zeit bis sie wachsen und noch länger bis sie Früchte tragen und somit Profit abwerfen. Was die Qualität des Bodens betrifft, da muss man einfach alle möglichen Stellen im Tal ausprobieren und schauen, wo die Früchte am Besten gedeihen.
Die Werkzeuge
Harvest Moon DSBevor ihr aber den Boden bearbeiten könnt, sollte dieser freigeräumt sein. Das heißt jegliches Unkraut, alle Steine und Hölzer solltet ihr aus dem Weg räumen. Hierfür braucht ihr lediglich das entsprechende Werkzeug in die Hand nehmen bzw. eurer Spielfigur in die Hände drücken und loslegen. So lässt sich das wuchernde Unkraut mit den bloßen Händen abreißen oder mit dem Sichel entfernen. Bei Steinen ist der Einsatz des Hammers gefragt und im Falle von Holz kommt die Axt ins Spiel. Mit eurem Grundwerkzeug könnt ihr aber nur bei kleinen Steinen und Ästen etwas ausrichten. Um die größeren Brocken loszuwerden muss man diese beim Schmied erst verbessern lassen. Hierfür braucht ihr aber nicht nur Geld, sondern auch das Material dazu - nämlich die Erze, die man in den Minen erst ausgraben bzw. raushämmern muss. Habt ihr genug Kupfer, Silber, Gold, Mystril oder Mythisch und natürlich das entsprechende Kleingeld, dann könnt ihr alle eure Werkzeuge verbessern lassen.
Das Baumaterial
Harvest Moon DSSowohl das Holz als auch die Steine kommen durch weghämmern und weghacken nicht einfach weg, sondern landen zunächst in eurem Rucksack. Der Grund dafür ist ganz einfach: sie eigenen sich hervorragend als Baumaterial. Sowohl zum Bau von Tierställen als auch für einen Geflügelschuppen braucht man nämlich Unmengen von diesem Zeug. Ihr könnt zwar bei Holzfäller Götz, der euch diese Dinge baut, auch Steine und Holz bekommen, aber das ist enorm kostspielig. Daher ist es ratsam, dass man selbst das Material zusammenträgt. Doch da im Rucksack nicht genug Platz für so viel Stein und Holz ist, gibt es die Möglichkeit, sich für dieses Zeug einen Holz- und Steinschuppen bauen zu lasen, in welchem ihr dann das Material ganz einfach deponieren könnt.
Teleshopping ist angesagt
Harvest Moon DSDas Beauftragen des Schmieds zum Verbessern der Werkzeuge oder des Holzfällers zum Bau eines Schuppens sowie das Kaufen von Samen und Tiere gehen dabei ganz einfach von zu Hause per Telefon aus. Insgesamt sechs solcher Läden gibt es, die euch von daheim aus telefonisch zur Verfügung stehen, wobei man für das TV-Shopping erst den entsprechenden Fernsehkanal bekommen muss. Von der Geflügelfarm, der euch mit allem versorgen kann, was mit gefiederten Tieren zu tun hat, über die Jodel-Ranch, in welchem ihr sämtlich Ware bekommt, die man für Schafe und Rinder braucht, sowie die Tiere selbst, bieten euch die Shops die verschiedensten Sachen an. Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Läden im "Vergissmeinnicht"-Tal, die man aber selber aufsuchen muss. Zum einen wird man am Hof von Vesta fündig, die euch nicht nur Saatgut verkauft, die man im Supermarkt bekommt, sondern auch eine exklusive Auswahl an Obstbaum- und Weinrebesamen hat. Zum zweiten gibt es den Laden von Van, der mit Objekten wie Getränken und Anhängern zur Stärkung von Ausdauer, Energie und Kraft aufwartet und euch auch Sachen für gutes Geld abkauft, die ihr auf den Feldern finden und einsammeln könnt, wie beispielsweise giftige Blumen und Pilze.
Die Erntewichtel
Harvest Moon DSEine weitere besondere Form der Einkaufsmöglichkeit bieten darüber hinaus die geretteten Erntewichtel an, die nicht nur exklusive Samen wie Ananas oder Paprika im Angebot haben, sondern auch Dinge wie einen Teleport-Stein, der euch sofort zu dem gewünschten Ort auf der Karte bringt, oder einem Liebesarmreif, der den Liebes- bzw. Freundschaftsgrad bei Gesprächen anzeigt. Hier könnt ihr aber nicht mit Geld bezahlen, sondern mit Medaillen, die ihr kaufen oder gewinnen könnt, indem ihr gegen einen Wichtel Memory spielt. Schade nur, dass keine weiteren anderen Minispiele hier zur Verfügung stehen, denn eine solche Spielpartie bringt nicht nur Abwechslung ins Farmerleben, sondern gestaltet sich recht unterhaltsam und dank den schlauen Wichteln auch nicht allzu leicht. Darüber hinaus könnt ihr die Wichtel auch engagieren, damit sie euch zum Beispiel bei der Ernte oder Pflege der Tiere zur Hand gehen - gegen Bezahlung mit Medaillen natürlich, denn umsonst und nur aus Dankbarkeit, dass man sie gerettet hat, arbeitet die Erntewichteltruppe nicht.
Viehzucht
Harvest Moon DSWenn man als Farmer das ganze Jahr über Gewinne einstreichen möchte, dann reicht nur das Ernten der Früchte nicht aus, denn in der Winterzeit kann man nichts anpflanzen und geht somit leer aus. Aus diesem Grund sollte man sich, sobald man das nötige Material und Geld hat, einen Tierstall und Geflügelschuppen bauen lassen und sich anschließend Tiere zulegen. Die Erzeugnisse der Viehhaltung, wie Wolle oder Milch, bringen immer, unabhängig von der Jahrezeit, Kohle ein. Neben Hühnern und Enten stehen auch Kühe und Schafe zur Verfügung, die man kaufen kann und die mit neuen Aufgaben frischen Wind ins Farmerleben bringen. So muss man die Tiere nicht nur füttern und sie gegebenenfalls mit Medizin heilen, sondern sie auch mit Hilfe der Touchscreen-Handschuhe pflegen, d.h. man bekommt das Tier auf dem Touchscreen zu sehen und kann so zum Beispiel Kühe bürsten, Schafe scheren oder den Hund und die Katze streicheln. Hier kommt der DS-Touchscreen sehr nett und zudem zum ersten Mal so richtig zum Einsatz, denn für alle anderen Tätigkeiten, die man auf der Farm erledigt, braucht man mehr das Steuerkreuz und die Tasten als den Touchscreen.
Alle Hände voll zu tun
Harvest Moon DSDie vielen verschiedenen Tätigkeiten, die man auf der Farm und im Tal erledigt, bringen nicht nur die Erntewichtel zurück, sondern steigern auch die Erfahrungspunkte der Spielfigur, was sich positiv auf seine Ausdauer und Energie auswirkt. Am Anfang, d.h. im ersten Jahr, geht dem kleinen Farmer recht schnell die Puste aus und man kann nur sehr wenige Arbeiten mit ihm erledigen, bevor er umfällt und von einem der hilfreichen Talbewohner ins Bett geschickt oder gebracht wird. Je weiter man im Spiel vorankommt und das Bauernhof ausbaut, desto kräftiger und ausdauernder wird zum Glück der Farmer, denn ansonsten würde man den vielen anfallenden Tätigkeiten gar nicht mehr nachkommen können - trotz der Hilfe der Erntewichtel. Und zu tun gibt es in "Harvest Moon DS" wahrlich genug, denn neben Ackerbau, Viehzucht und Ausbau der Farm gilt es unter anderem Kochen zu lernen, einer Frau erfolgreich den Hof zu machen, um schließlich den Bund der Ehe mit ihr einzugehen und Kinder in die virtuelle Welt zu setzen. Nebenbei darf man dann noch diverse Festivitäten wie Hühnerfest oder Kürbisfest besuchen und, wenn man die Teilnahmebedingungen erfüllen kann, auch mitmachen.
Spielprinzip und Umfang topp, der Rest eher flop
Harvest Moon DSMit seiner Aufgabenfülle und den vielfältigen Aktionsmöglichkeiten bietet "Harvest Moon DS" ein recht abwechslungsreiches Gameplay, einen ordentlichen Umfang und eine Spielzeit, die man in Zahlen nicht wiedergeben kann, da das Spiel im Grunde endlos lange gezockt werden kann. Der Titel weiß mit seinem interessanten und unterhaltsamen Spielprinzip insbesondere Neulinge lange vor den Bildschirm zu fesseln - für Kenner der Spielreihe mag der Titel vielleicht zu wenig Neues bieten und somit weniger für Begeisterung sorgen. In Sachen Grafik bekommt man in "Harvest Moon DS" mit detailarmer Umgebung und einer simplen Optik, die eines GBA Titels, aber nicht eines DS-Spiels würdig ist, leider weniger gute Kost serviert. Auch musikalisch macht der Titel mit einfachen Melodien und eher zweckmäßigem Gedudel nicht so viel her. Nett ist aber, dass je mehr der Farmer arbeitet und je müder er wird, desto langsamer und schiefer wird die Musik - passt sich also dem Geschehen gut an. Nicht ganz überzeugend ist auch der Einbau der DS-Features ausgefallen. Nur bei der Menüführung, d.h. wenn man sich beispielsweise die Karte vom Tal, den Inhalt seines Rucksacks oder den derzeitigen Geldstand anschauen möchte, und beim Streicheln und Pflegen der Tiere kommt der Stylus und Touchscreen zum Einsatz. Alle anderen Aktionen, also sowohl die Steuerung der Spielfigur als auch das Verwenden der Werkzeuge, laufen über das Steuerkreuz und mit den Tasten ab. Man hat zwar die Möglichkeit die Werkzeuge von weiter Entfernung mit Hilfe des Touchscreens und Stylus einzusetzen, aber da man so nur gegen kleinere Objekte wie Unkraut und Steinchen was ausrichten kann, ist diese Funktion nur bedingt sinnvoll anwendbar. Recht gut genutzt ist hingegen der DS-Doppelbildschirm. Während man am oberen Bildschirm die Spielfigur präsentiert bekommt, zeigt der Touchscreen das Menüfeld an, sodass man beispielsweise die Karte vom Tal und das Inventar sich schnell mit lediglich ein, zwei Tippern mit dem Stylus anzeigen lassen kann.